Vorgeschichte
Ich gehöre nun schon ein paar Jahre zum elitären Kreis, der PCVR Headset Besitzer. Mein erstes Headset war das Windows Mixed Reality Headset “Explorer” aus dem Hause Lenovo. Die Explorer und ich erlebten viele schöne Stunden in Pavlov, X-Rebirth VR, Fallout und Skyrim VR oder No Man’s Sky.
Und lange Zeit fehlte mir absolut das Verständnis dafür, wieso man ein Android Smartphone in ein VR Headset presst. Was sollen diese Backsteine bitte an Leistung bringen? Das soll sogar noch Spaß machen? Mir fehlte absolut der Glaube daran, dass diese Technik irgendetwas taugt.
Bis eines Tages eine liebe Kollegin auf mich zukam, und mich versuchte, zu den Quest Jüngern zu bekehren. Natürlich wollte ich mich Neuem ja nicht verschließen. Also kaufte ich vor ungefähr einem halben Jahr die Meta Quest 2. In dem Wissen, dass der Nachfolger quasi schon vor der Tür steht.
Und was soll ich sagen? Ich habe mich in das Gerät verliebt. Ich habe die Vorzüge erkannt, unabhängig von meinem Gaming Rechner zu sein, mich einfach ohne Hindernisse auf die Couch fletzen zu können, mit der besagten Kollegin abends ein paar Runden Billard oder diverse Ballerspiele spielen zu können, ohne erst irgendwas groß umkabeln zu müssen oder einfach Filme im großen Kino genießen zu dürfen, ohne das Haus verlassen zu müssen. Nie zuvor habe ich VR so exzessiv genutzt wie mit der Quest 2.
Schnell wurde mir klar, wenn die Nachfolgerin, die Meta Quest 3, kommt, muss sie unbedingt beschafft werden. Also reichte ich zur Meta Connect auch schon die Vorbestellung bei Amazon ein. Lange Rede - kurzer Sinn - sie ist nun schon ein paar Tage bei mir und ich hatte schon reichlich Zeit, sie zu testen.
Die Vorbestellung
Der Vorbestellungsprozess an sich war unkompliziert. Man hat sie eben wie gewohnt auf Amazon vorbestellt. Mit der zugesicherten Lieferung am Erscheinungstag (dem 10.10.2023). Nur leider war dem nicht so. Am Tag der eigentlichen Zustellung, erhielten alle Vorbesteller eine Email von Amazon, dass eine Zustellung frühestens zum 28.10. erfolgen kann. In einschlägigen Communitys gingen sogar Mails herum mit Wartezeiten irgendwann Ende Januar 2024. Der Launch ist also mit Ach und Krach ins Wasser gefallen. Am Freitag darauf kam aber Bewegung in die Zustellung. Plötzlich hieß es, mein Paket erwartet mich am Dienstag der nächsten Woche. Mein Paket war dabei einige Tage unterwegs. Wer weiß, aus welchem Umlandlager Amazon da eine Palette abgezogen hat.
Die Ausstattung
Die Quest 3 kommt in einem sehr kompakten Päckchen. Der Karton fasst ca. die Maße 22cm x x22cm x 12cm. Da denkt man sich gleich “Wow, ne ganze Miez wirste da nicht reinbekommen, aber die versenken da ein Headset drin”. Voller Vorfreude und mit aller Behutsamkeit habe ich das Vorweihnachtsgeschenk geöffnet. In dem Karton befanden sich das Headset selber, die Quest 3 Controller (mit Batterien) und ein Ladegerät plus sehr kurzem USB Kabel. Es wäre auch kein Elektrogerät, wenn nicht noch ein wenig Klolektüre beigelegt worden wäre. (Kurzanleitung, Garantie - Bims, wie mans halt gewohnt ist).
Das Ladekabel
Jepp, es ist ein Ladekabel. Jeder kennt es, jeder braucht es, wenn mans am nötigsten braucht, ist es nicht da. Das eine Ende passt in die Steckdose, das andere Ende in jedes handelsübliche USB-C kompatible Elektrogerät.
Die Quest 3 Controller
Wenn man sie das erste Mal in der Hand hat, fällt einem die sehr kompakte Bauweise auf. Das liegt wahrscheinlich daran, dass bei den Controllern der Quest 3 auf die LED Ringe (wie man sie von anderen VR Headsets gewohnt ist) komplett verzichtet wurde. Die Sticks links und rechts sowie sämtliche Knöpfe fühlen sich sehr wertig an. Das Gewicht ist gerade so richtig, dass man merkt, dass man etwas in der Hand hat, aber eben auch nicht zu klobig, dass es nerven würde. Irgendwie muss man ja auch effizient die Einrichtung damit zu Klump zerschlagen.
Durch der Verzicht auf die LED Ringe, habe ich nun dabei auch nicht mehr so viel Angst, dass die Controller bei Vollkontakt mit dem Hausrat beschädigt werden können, da sie sich wie aus einem Guss anfühlen.
Eine deutliche Verbesserung zum Vorgänger macht hierbei tatsächlich das Batteriefach. Bei den Quest 2 Controllern musste man doch etwas Druck und Kraft aufwenden, um an die lebenspendenden Innereien zu gelangen. Das geht bei den Controllern der Quest 3 erheblich einfacher, da nun auch ein kleiner Knopf verbaut ist, damit das Batteriefach bei Bedarf einfach aufspringt.
Die Meta Quest 3 - Das Vorzeigeprojekt multimedialer Evolution
Das Äußere
Das Headset selbst ist unglaublich kompakt geworden. Wenn man das eigentliche Facecover wegnimmt, dann bleibt kaum mehr als eine Skibrille über. Am Gewicht haben sie trotzdem nicht gespart, denn sie ist mit 515 Gramm sogar ungefähr so schwer wie ihr Vorgänger. Dadurch dass sie aber nach Vorne sehr viel weniger Raum einnimmt, fühlt sie sich getragen etwas leichter an.
Das Design ist komplett in Weiß gehalten.
Das Kopfband selber ist bedauerlicherweise etwas missraten. Da hätte Meta eigentlich daraus lernen müssen, dass gerade Weiß in Handumdrehen in ein flottes Space - Grey umschlägt.
Am Hinterkopf befinden sich zwei Kunststoff - Laschen, welche relativ fies am Hinterkopf drücken. Für jemanden, der nicht Prinz Charmings Haarpracht sein Eigen nennt, wird aus dem leichten Druck relativ schnell ein Kopfschmerz.
Die Einrichtung
Aber auch das vergisst man ganz schnell wieder, wenn man das Gerät einschaltet. Nach Herstellen der WLAN-Verbindung, macht es erstmal ein Software-Update. Dieser Prozess dauert ein paar Minuten. Große Accounts einrichten, musste ich nicht, da ich die Meta Quest App mit meinem hinterlegten Meta Account ja schon auf dem Smartphone hatte. Der Account wurde automatisch nach dem Pairen mit der App auf dem Headset eingerichtet, und meine Spielesammlung stand in Gänze automatisch wieder zur Verfügung. Ich kann also kein ausführliches Tutorial geben, wie man die Ersteinrichtung abschließt.
Dazu hat der Kollege Patrick von der Zockstube (Zum Kanal gehts hier: Klick) sich aber auch ausführlich für dich Zeit genommen:
Das Grafikwunder
Die Meta Quest 3 kommt nun auch mit glasklaren Pancake Linsen und separaten Displays pro Auge daher. Damit lässt sich der Augenabstand stufenlos einstellen. Die Auflösung beträgt dabei 2064 x 2208 Pixel pro Auge. Und das ist kurz zusammengefasst das Knallerfeature für mich. Die Zeit der Fliegengitter ist endgültig vorbei. Dieser Effekt ist einfach nicht mehr existent. Das Bild ist zu jeder Zeit und mit noch so verdrehtem Augenwinkel immer scharf. Was mir persönlich negativ aufgefallen ist, und was wohl auch so einige Andere haben, man vernimmt im inneren Augenwinkel immer so einen kleinen schwarzen Rand. Wie, wenn man eine Sonnenbrille trägt. Das ist nicht weiter störend, da das Gehirn diesen sowieso irgendwann einfach ausblendet, aber es fällt erstmal auf. Das könnte vielleicht daran liegen, dass die Linsen selbst leicht ins Gehäuse eingelassen sind. (Vielleicht so Pi mal Daumen ein, zwei Millimeter). Aber im Großen und Ganzen kann man sagen, rein von der Bildqualität hat die Quest 3 die Nase ganz weit vorn.
Die Home Umgebung
Da hat sich im Vergleich zum Vorgänger eigentlich nicht wirklich viel getan. Die eigentliche AR/XR Integration ist um Längen besser, aber dazu später mehr. Die Software selbst unterscheidet sich aber zum Vorgänger so gut wie gar nicht. Mir ist jedenfalls nichts aufgefallen.
Der Sound
Der Sound kommt, wie bei der Quest 2, direkt aus den Bügeln links und rechts. Ich persönlich finde ihn gut, aber ist jetzt keine bahnbrechende Neuerung im Vergleich zum Vorgänger. Natürlich erklingt der Sound in vollem Surround. Wem die Brüll-Leistung des Headsets nicht genügt, am Bügel auf der linken Seite befindet sich ein 3,5mm Klinkeanschluss. Damit kann man jeden handelsüblichen Kopfhörer verwenden.
Das Handtracking
Das Handtracking funktioniert, wie gewohnt, super. Für alle Eingaben, außerhalb von Games, kann man getrost auf die Controller verzichten. Gesteuert werden die Eingaben dann mit Handgesten. Eine kleine Anleitung, wie das Handtracking funktioniert, startet automatisch bei der Einrichtung.
Das Passthrough
Man war ja von der Quest 2 ein dezent verzogenes, krisseliges Schwarz/Weiß Passthrough gewohnt. Und jetzt auf einmal Farbe! Und bunt! Und das Beste, die Raumproportionen stimmen auf einmal! Vorbei die Zeit der angerannten Zehen. Das Passthrough spielt hierbei eine entscheidende Rolle bei der XR Integration. Darauf komme ich weiter unten noch zu sprechen.
Der Guardian
Der Guardian ist im Grunde ein abgesteckter Bereich in dem man sich im Raum frei bewegen kann, ohne auf ein Hindernis zu stoßen. Komme ich der Begrenzung zu nahe, erscheint ein warnendes Gitter, was mich darauf hinweist, dass ich den sicheren Spielbereich verlasse. Ganz klar verbessert wurde hieran bei der Quest 3 alles. Beim Vorgänger musste man den Bereich noch auf dem Fußboden mit dem Controller einzeichnen. Das braucht die Quest 3 nicht mehr. Die Quest 3 verfügt über einen Tiefensensor, sodass alle Möbel, Wände, Haustiere und Poltergeister automatisch erfasst werden. Man bewegt sich einfach nur etwas durch den Raum und schaut sich um, den Rest macht das Headset von allein. Bei Bedarf können natürlich händisch Korrekturen vorgenommen werden.
Die XR Integration
Die Kombination aus dem farbigen Passthrough und dem Guardian ergibt natürlich ungeahnte Möglichkeiten. Die Quest 3 ist damit kein reines VR Headset mehr. Das Headset vereint somit die echte Welt mit der virtuellen Welt. Man bewegt sich einfach wie gewohnt im Raum, und kann aber beispielsweise die Wand als gewaltige Leinwand für Filme, Youtube etc nutzen. Oder man trägt ein Browserfenster durch die Wohnung und stellt es beim Kochen nebenan auf.
Wozu diese Kombination wirklich in der Lage ist, demonstriert die mitgelieferte App “First Encounters”. Dabei handelt es sich um ein Minispiel, bei dem ein kleines Raumschiff durch die Zimmerdecke gebrochen kommt, und man mit einer Bubble Pistole kleine pelzige Aliens einfangen muss, die quer übers Mobiliar hüpfen. Auch wenns sich mehr oder weniger nur um eine Techdemo handelt, zeigt diese kleine App, was damit in Zukunft an Spielen oder produktiven Anwendungen alles denkbar wäre.
Witzig ist auch, wenn man in Vegas Infinite in seinem Wohnzimmer am Pokertisch sitzt, und die Mitspieler sich ebenfalls direkt dabei befinden. Oder die besagte Kollegin aus dem Intro auf einmal neben meiner Couch in Form ihres Avatars steht, und wir uns munter unterhalten.
Die XR Integration und die Möglichkeiten, die sich daraus ergeben, sind für mich einer der Hauptgründe, warum ich das Headset empfehlen würde.
Die Leistung
Hierzu kann ich noch gar nicht sooo viel sagen, da bisher ein wenig die Vorher-Nachher-Vergleiche fehlen. Einzig in “Dungeons of Eternity” habe ich bisher klar einen Unterschied vernommen. In dem Spiel gibt es in den Einstellungen einen Schalter, mit dem man die Extrapower der Quest 3 zuschalten kann. Und man sieht deutlich, wie sich die Texturenqualität und das Licht schlagartig verändern. Wozu genau das Gerät unterm Strich noch fähig sein wird, das wird die Zeit zeigen.
Der Akkuverbrauch
Der Stromverbrauch der Quest 3 ist im Vergleich zum Vorgänger spürbar nach oben gegangen. Der Akku hält bei normaler Benutzung nicht ganz zwei Stunden stand. Für längerfristige, ausgiebige Spielesessions muss man zwischendurch doch eine Ladepause einlegen, eine Powerbank oder das Headstrap mit integriertem Akku verwenden oder sich einfach permanent am Stromkabel angeschlossen lassen.
Airlink & Linkkabel
Die Quest 3 lässt sich auch genau wie ihr Vorgänger als PCVR Headset verwenden. Dazu wird aber entweder ein USB-C Link Kabel benötigt, oder man verbindet sich Kabellos per Airlink. Um Kabellos das Headset für die PCVR zu verwenden, wird allerdings ein WLAN 6 / 6e fähiger Router mit 5GHz benötigt. Da ich diesen nicht habe, habe ich die Hotspot-Funktion meines Laptops verwendet. Das funktioniert auch ganz formidabel, allerdings muss man, für eine störungsfreie Übertragung, die Auflösung etwas nach unten regeln.
Zusammenfassung
Pro
- knackscharfe Linsen und Displays - Fliegengitter-Effekte gehören der Vergangenheit an
- farbiger Passthrough
- intelligenter Guardian
- Tiefensensor
- ausgereifte AR/XR Integration
- Abwärtskompatibilität zur Quest 1 und 2
Contra
- unbequemes Standard - Headstrap
- mittelmäßige Akkulaufzeit
- dieser kleine schwarze Rand im inneren Blickfeld
- interner Speicher nicht erweiterbar
Fazit
Die Quest 3 ist ein Meilenstein in Richtung AR/XR. Wer sich für solche Dinge begeistern kann, für den ist das Gerät ein absoluter Pflichtkauf. Die Quest 3 gibt es aktuell in zwei Versionen. Die kleine Version mit 128GB Speicher ist zurzeit für knapp 550 Euro erhältlich, und die große Schwester mit 512GB gibt es für 700 Euro. Ich habe gleich zum großen Modell gegriffen, da ich hauptsächlich Standalone VR Spiele spiele. Wer die Quest 3 aber hauptsächlich als PCVR Headset und sonst vielleicht für Streaming und Browsen verwenden möchte, für den reicht die 128GB Version völlig aus. Ich gebe zu Bedenken, mit höherer Leistung werden auch die Spiele technisch anspruchsvoller und größer. Und es stehen auch ein paar Knallertitel, wie “Ghostbusters: Rise of the Ghost Lord”, “Vampire the Masquerade: Justice” und “Assassins Creed: Nexus” als Exklusivtitel in den Startlöchern.
Ich will nie wieder darauf verzichten müssen.